Fauna und Flora in frühherbstlicher Stimmung oder: Wer hat die Birkenspitzen abgeknickt?

Beim morgendlichen Gartenrundgang Spinnenkunstwerke wohin man blickt, die ersten herbstlichen Farbtupfer am Großfrüchtigen Pfaffenhütchen (Euonymus planipes), reife Haselnüsse im Gras, leckere Brombeeren naschen – und dann das: Die junge Sandbirke (Betula pendula) war doch schon mal höher!? Näheres Hingucken bestätigt: Der Haupttrieb ist rund einen halben Meter unterhalb der Spitze abgeknickt. So stürmisch war es doch gar nicht … Noch genaueres Hingucken offenbart: Hier wurde subversiv nachgeholfen. An der Bruchstelle fehlt rundherum die Rinde. Auch an anderen Ästen sind die Wunden zu sehen – samt dem „Übeltäter“. Vespa crabro, eine Hornisse.

Eine Hornisse labt sich am zuckerreichen Birkensaft. Abgeknabbertes Holz wird ins Nest getragen und zum Wabenbau verwendet.

Seit vielen Jahren freuen wir uns darüber, dass unser Garten neben verschiedenen Bienen, Hummeln und Wespen auch Hornissen anzieht. Aber in keinem Jahr zuvor haben sich die friedlichen Fluginsekten mit derartigem Appetit auf die Birken gestürzt. Denn bei der einen gekappten Birke blieb es nicht. Nur wenige Tage später war der zweite junge Baum knapp einen halben Meter kürzer – und der Befund der gleiche.

Vespa crabro auf dem Weg zur Futterstelle.

Nun war unsere Neugier geweckt und wir untersuchten alle umliegenden Birken. Und siehe da: An fast allen Bäumen gab es hier und da die typischen Fraßspuren, teilweise schon vernarbt und „trockengefallen“.

Auch andere Insekten erfreuen sich an den freigelegten Saftquellen – nach unseren Beobachtungen stets im friedlichen Nebeneinander.

Unser Trost: Birken sind ja sehr regenerativ, die bringt so leicht nichts um. Mal schauen, wie sie die gefällten Haupttriebe wegstecken. In ihrem eigenen Interesse sollten die befruchteten Weibchen sicherstellen, dass diese leckere Futterquelle auch im kommenden Jahr noch zur Verfügung steht.

Die Planung fürs nächste Jahr ist bei den Zebraspinnen (auch Wespenspinnen genannt) zum Herbstanfang bereits fast abgeschlossen: Überall in den Wiesen – und bevorzugt an Sporobolus heterolepis – sieht man schon die tabaksbeutelähnlichen Kokons, in die das Weibchen ihre Eier legt. Hierin überwintern die Jungen, bevor sie sich im folgenden Frühling nach draußen wagen.

Eikokon von Argiope bruennichii – bei uns immer gerne im Prärie-Fallsamengras zu finden.

Eine weibliche Zebraspinne hat einen Grashüpfer erbeutet. Zu sehen ist auch das für die Art typische zickzackförmige Stabiliment im Netz.

Aber nicht nur die tierischen Bewohner im Wilden Garten sind noch höchst aktiv. Viele spätblühende Stauden erfreuen uns mit ihrem Farbenfeuerwerk, einige Astern warten noch mit der Blüte.

Phloxe gehören bei uns zu den ausdauerndsten Blühern, die Gelenkblumen Physostegia virginiana im Hintergrund stehen ihnen in nichts nach.

Auch Knautia macedonica treibt eine ordentliche Nachblüte.

Noch mehr Insekten: Eine Ackerhummel an den Blütenständen von Eupatorium fistulosum ‚Riesenschirm’.

Zwei Powerpakete im Verdrängungswettbewerb: Pleioblastus pumilus und Mentha x piperita ergeben ein hübsches Paar.

Jeden Herbst begeistern mich die kunstvoll skulpturalen aber hochgiftigen Früchte von Euonymus planipes.

Farbspektakel bei Euonymus planipes: Die orangen Samenmäntel hängen an der fünfflügeligen roten Fruchtkapsel.

Morgenstimmung im westlichen Teil des Wilden Gartens.

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Eine Antwort zu Fauna und Flora in frühherbstlicher Stimmung oder: Wer hat die Birkenspitzen abgeknickt?

  1. Elke sagt:

    Das sollen sie ja auch gern an Flieder machen. Ich selbst habe noch nie eine Hornisse bei sowas erwischt. Im Garten sehe ich sie noch am ehesten, wenn die Büschelrose blüht, dann fangen die Damen mit Begeisterung Honigbienen von den Blüten.
    VG
    Elke

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