Persisches Eisenholz in Norddeutschland – und die Suche nach dem Chinesischen Eisenholz

Bereits im vergangenen Jahr gab es ja den ersten Post zu Parrotia persica, meinem geliebten Persischen Eisenholz. Jetzt ist es Zeit, darüber zu berichten, wie unsere zwei neuen Bäumchen durch ihren ersten Winter in der Nordheide gekommen sind.

Beide Gehölze wurden im Juli 2012 gepflanzt und setzten ordentlich zum Neuaustrieb an. Ausgerechnet in diesem Jahr gab es dann einen für unsere Verhältnisse sehr frühen Winter- und Kälteeinbruch, der schon am 8. Dezember minus 12,7 Grad bescherte. Der Tiefstwert hingegen ließ lange auf sich warten: Am 13. März 2013 sank das Thermometer bei uns im Garten auf minus 15,3 Grad. Das war immerhin weit entfernt von den Rekordwerten des Winters 2011/12 (hier bis minus 24 Grad). Sicherheitshalber gab es nach den vorherigen Verlusten diesmal für beide Pflanzen einen Schutz aus Vlies, sobald die Temperaturen unter minus 5 Grad sanken. Mit dieser Strategie haben sowohl Parrotia persica als auch Parrotia persica ‚Vanessa’ überlebt.

Gelungener Start – für unsere Standortverhältnisse

Nach bangem Warten öffneten sich am 23. April schließlich die ersten Blattknospen. Ende Mai zeigte sich jedoch, dass bei beiden Pflanzen an einigen Zweigen die Spitzen erfroren waren – oft der Neuaustrieb des vergangenen Jahres. Parrotia persica traf es dabei nicht so schlimm wie die Sorte ‚Vanessa’, was aber sicher dem jeweiligen Standort geschuldet ist: ‚Vanessa’ steht deutlich wind- und sonnenexponierter.

Unsere Parrotia persica ‚Vanessa’:

Ein Exemplar der Sorte in den Sir Harold Hillier Gardens, bei dem der aufrechte Wuchs schön ausgeprägt ist:

Dort kann man auch die ‚Pendula’-Form sehen, die offensichtlich vor unliebsamer Annäherung geschützt werden muss:

 Parrotia-persica-Jungpflanze auf unserer Wiese:

Der regenreiche Mai war natürlich ganz im Sinne des Persischen Eisenholzes. Nun sind wir gespannt, wie sich der Austrieb in diesem Jahr entwickeln wird.

Neue Begehrlichkeiten 

Während das Persische Eisenholz bei uns in ausgewählten Baumschulen durchaus erhältlich ist, verläuft die Suche nach der Chinesischen Schwester Parrotia subaequalis nicht so einfach …

Was nicht erstaunt, wenn man sich etwas mit der botanischen Geschichte beschäftigt. Eine tolle Zusammenfassung dazu findet sich in der „Arnoldia“-Ausgabe 66/1 von 2008 des vierteljährlich erscheinenden Journals der Harvard University, Boston, unter dem Titel „The Chinese Parrotia: A Sibling Species of the Persian Parrotia“. Ursprünglich wurde die Pflanze unter dem Namen Hamamelis subaequalis beschrieben (H. T. Chang, Acta Sci. Nat. Univ. Sunyatsen. 1960). Eingehendere Studien machten dann deutlich, dass es sich doch um eine eigenständige Gattung handelt, sodass 1992 eine Umbenennung zu Shaniodendron subaequale (Deng, M. B.) erfolgte. Aufgrund von DNA-Vergleichen stellte sich schließlich heraus, dass die neue Gattung Shaniodendron mit Parrotia zusammengeführt werden sollte. Seit 1998 ist das Chinesische Eisenholz nun offiziell in der Flora of China (Vol. 9, page 28) als Parrotia subaequalis aufgeführt (H. T. Chang) R. M. Hao & H. T. Wei.

Selbst in der Natur macht sich Parrotia subaequalis rar. In dem oben erwähnten Beitrag sind lediglich fünf Standorte in Ost-China angegeben: je zwei in den Provinzen Jiangsu und Zhejiang und einer in Anhui. Zwischenzeitlich wurde sie sogar von der Weltnaturschutzunion IUCN als vom Aussterben bedroht eingeordnet (unter dem Namen Shaniodendron subaequale). Zunehmende Eingriffe des Menschen auch in die chinesischen Bergwälder sowie die starke Standortkonkurrenz durch Bambus belasten die Population von Parrotia subaequalis.

Dennoch muss man nicht nach China reisen, um ein Chinesisches Eisenholz in natura zu sehen. Das Arnold Arboretum in Boston beherbergt ein paar Pflanzen sowie einige Arboreten in Europa wie beispielsweise das Arboretum Wespelaar in Belgien. Wir haben das Exemplar in den Sir Harold Hillier Gardens bewundert, welches 2003 in den Besitz des dortigen Arboretums kam. 2010 wurde zudem ein Bäumchen im Westonbirt Arboretum ausgepflanzt. Das globale Netzwerk BGCI (Botanic Gardens Conservation International) listet 14 Einträge zu P. subaequalis von Botanischen Gärten weltweit.

Die Blätter des Chinesischen Eisenholzes sind kleiner als bei P. persica, die Herbstfärbung ist aber ebenso überzeugend.

Solch seltene Spezies weckt natürlich den Sammlertrieb. Sollten unsere beiden „Perser“ auch die nächsten Winter gut überstehen, werden wir die Suche nach einer chinesischen Schwester für unseren Garten sicherlich wieder aufnehmen.

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